022 - Todesruf by Andreas Franz & Daniel Holbe

Autor:Andreas Franz & Daniel Holbe [Franz, Andreas & Holbe, Daniel]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller/Krimi
ISBN: 9783426458242
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2022-07-31T22:00:00+00:00

Eine Dreiviertelstunde später war das Haus der Höllermanns mit Polizeibeamten gefüllt. Zwischen den beiden Eheleuten war ein kurzer Streit darüber entbrannt, wer mit den beiden Kindern wegfahren sollte. Keiner wollte sich in dem angespannten Treiben, das hier herrschte, aufhalten, und gleichzeitig schien keiner von beiden die Polizei alleine mit sämtlichen Geräten lassen zu wollen. Als Julia Durant den Gedanken einbrachte, dass jemand auch noch mit ihr und einem Kollegen in die Praxis fahren müsse, glätteten sich die Wogen. Herr Höllermann verabschiedete sich mit den Kindern in Richtung Innenstadt. Auf die Frage, was er denn unternehmen wolle, antwortete er mit unsicherer Miene. Zoo, Kino, irgendwo etwas essen gehen. Ihnen würde schon etwas einfallen. Dafür nahm er seiner Frau das Versprechen ab, erst dann in die Praxis zu fahren, wenn die Beamten mit der Wohnung fertig seien. Frau Höllermann umarmte und küsste ihre Kinder zum Abschied und hauchte auch ihrem Mann einen Kuss zu. Sie winkte an der Tür, dann war sie mit der Kommissarin allein im Flur. Sofort fragte diese: »Ich will nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber ich möchte auf unser erstes Gespräch zurückkommen. Können Sie mit absoluter Sicherheit ausschließen, dass Ihr Mann das Konto erstellt hat?«

Flammende Empörung stand der Ehefrau ins Gesicht geschrieben, als sie rief: »Hundertprozentig!«

»Wie gesagt, ich muss diese Fragen stellen. Glauben Sie mir, im Laufe meiner Dienstzeit sind mir da die undenkbarsten Dinge über den Weg gelaufen.«

»Trotzdem. Das ist genauso lächerlich wie die Sache mit einem Ex-Freund. Ich meine, eine Vergewaltigung ist doch was anderes als ein paar aufgeschlitzte Autoreifen.«

»Wurden Ihnen die Autoreifen aufgeschlitzt?«

»Wie? Nein! Das war nur ein Beispiel. Aber warum sollte ein Ex-Freund mich damit bestrafen wollen, dass er eine mir unbekannte Frau vergewaltigt?«

Da hatte sie recht, dem war kaum zu widersprechen.

Die beiden Frauen gingen wieder nach oben, wo sich Benjamin Tomas am Computer betätigte, während Uwe Liebig an den beiden Smartphones der Höllermanns saß.

Liebig blickte zuerst auf. »Ihr Mann nutzt genau wie Sie gar keine sozialen Netzwerke?«

Frau Höllermann schüttelte den Kopf. »Nein. Haben wir noch nie. Glücklicherweise sind wir beide nicht darauf angewiesen.«

»Hm.« Liebig nickte und konzentrierte sich wieder auf die kleinen Geräte vor sich. Kurz darauf räusperte er sich. »Ich will es noch nicht beschwören«, sagte er, »aber bis jetzt finde ich tatsächlich keine Anzeichen dafür, dass der Account hier erstellt oder regelmäßig benutzt wurde.«

»Das sage ich doch«, jaulte Frau Höllermann. »Das Ganze ist ein Alptraum. – Und überhaupt: Wie bekomme ich dieses Konto denn gelöscht? Muss ich das nicht irgendwo beantragen?«

Canan Bilgiç meldete sich aus dem Hintergrund. »Darüber sollten wir später in Ruhe reden. Taktisch gesehen wäre es vielleicht am besten, wenn wir damit noch ein wenig warten.«

Frau Höllermann zeigte sich wenig begeistert von dieser Idee. »Wie? Warten? Worauf denn warten?«

»Wenn wir davon ausgehen, dass jemand Fremdes hinter diesem Account steckt, haben wir momentan einen Vorteil. Er weiß nicht, dass wir ihm auf die Schliche gekommen sind. Ich sag’s nicht gerne, aber Triebtäter neigen dazu, ihre Schlagzahl zu erhöhen. Es könnte also durchaus sein, dass er bald wieder aktiv wird.

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